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Erlebnisbericht #2 - November 2019



Mein Erlebnisbericht für den November ist fertig! Viel Spaß beim lesen.


Die Tage gehen ins Land, und mittlerweile ist der November schon durch. Dieser „lebensbejahende“ Monat, den man sich ja immer schönreden muss. Mir fehlt das Segeln, allerdings hat Trübsinn zurzeit wenig Platz bei mir. Pelle hat eigentlich immer gute Laune, nötigt mich, das Haus zu verlassen, auch an Tagen, an denen eigentlich niemand raus möchte. Bei Wind und Wetter drehen wir unsere Runden, und es kommt so gut wie nie vor, dass ich meine Eltern, die im Haus nebenan wohnen, bitte, mit Pelle loszugehen.


Die Hundespaziergänge im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide machen einfach Spaß. Ich wohne nicht weit vom Naturschutzgebiet, sodass ich häufig dort unterwegs bin, am Rande dieses Gebiets oder mittendrin, im Wald oder in der Heide. 


Mit Rollstuhl ist es natürlich immer etwas speziell, tief im Wald auf irgendwelchen Wanderwegen unterwegs zu sein. Ich hatte schon öfter das Gefühl, dort zu sein, wo noch nie ein Rollstuhl zuvor gewesen war. Frei nach den Einführungsworten der Serie StarTrek: „Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“ So fühle ich mich oft wie eine Entdeckerin und bin mir sicher, dass an diesen Stellen noch nie ein Rollstuhl war. Ob es wirklich stimmt, wer weiß?


Brenzlige Situationen gab es bei diesen Exkursionen eigentlich noch nie. Einmal war ich kurz davor, meine GPS-Koordinaten loszuschicken, um Hilfe zu holen; ich hatte mich einfach ziemlich blöd an einer Steigung mitten in der „Höllenschlucht“ festgefahren. Letztendlich kam ich dann aber doch aus eigener Kraft weiter, denn Wanderer tauchen natürlich nie dann auf, wenn man sie mal brauchen könnte. 

Pelle und ich machen natürlich auch ganz „normale“ Hunderunden. So habe ich jetzt eine schöne Strecke, die ich mit Handbike noch relativ gut fahren kann und bei der Pelle die ganze Zeit ohne Leine ist. Wenn ich die Runde gemütlich fahre, bin ich fast eine Stunde unterwegs.


Mit Pelle bin ich natürlich nicht nur in der „Wildnis“ unterwegs, nach wie vor begleitet er mich auch in die Stadt. Sei es nun hier nach Buchholz, wenn ich mal schnell was erledigen muss, oder eben auch nach Hamburg. Nach Hamburg fahre ich meistens mit dem Zug. Mittlerweile haben wir eine ganz gute Ein- und Ausstiegsroutine. Der Hund legt sich ab, bis ich ein- oder ausgestiegen bin, dann rufe ich ihn, damit er mir folgt. Das klappt so weit ganz gut. Manchmal kann er es nicht abwarten, hinter mir herzukommen, bevor ich ihn dazu auffordere. Wirklich schlimm finde ich es nicht, denn letztendlich macht er genau, was er soll, er folgt mir im richtigen Moment.


Peinliche Momente habe ich mit Pelle auch erlebt. So habe ich festgestellt, dass er ein kleiner Rassist ist. In der Hamburger Innenstadt bellte er komplett verhüllte Araberinnen an. Die drei Frauen kamen in der Spitalerstraße auf mich zu, ich wich nach links aus, sodass Pelle zwischen mir und den drei Frauen war. Besser wäre es gewesen, ich wäre zwischen den Frauen und Pelle gewesen, aber die Situation ergab sich so schnell, dass ich nicht mehr reagieren konnte. Pelle hüpfte und bellte sie an, worauf die Frauen natürlich erschraken und die schwarzen Kleider sich noch mehr bewegten. Ich entschuldigte mich, während ich den Hund beruhigte. Im Nachhinein war mir die Situation natürlich klar, drei komplett schwarz verhüllte Menschen, bei denen man nur die Augen sehen konnte, machten ihm Angst. Klar, dass Pelle sich erschreckt hat. Auch ich empfinde diesen Anblick immer noch als interessant und ungewohnt, aber für eine Shopping-Tour kommen inzwischen immer mehr arabische Touristen nach Hamburg. 

Im Sommer werde ich Pelle zeigen, dass etwas Großes und Wehendes ihm keine Angst machen muss. Ich denke, wenn er ein paarmal dabei gewesen ist, wenn ich am Boot meine Segel ausrolle, anschlage und hochziehe, wird er gelassener sein. Außerdem kommt er ja oft mit nach Hamburg, und vielleicht sind shoppende Araberinnen dann auch schon ein gewohnter Anblick für ihn, zumindest werde ich dann vorausschauender sein und die Situation wird sich so nicht noch mal ergeben.


Ein weiteres Erlebnis hatte ich mit Pelle in der Passage „Hanse Viertel“. Eigentlich bin ich dort nie, aber wie es so kam, habe ich dort mit einer Freundin einen Kaffee getrunken. Die kleine Passage, unweit vom Hamburger Rathaus, mit exquisiten Läden und Cafés lädt dazu ein, mal kurz innezuhalten und für einen Moment dem Großstadtgewimmel zu entfliehen. Pelle lag entspannt unter dem Tisch, während ich in eine Unterhaltung vertieft war. Er war immer wieder kurz vor dem Einschlafen. Auf einmal vernahm ich völlig überraschend ein lautes, tiefes „Wuff“. Ich zuckte etwas zusammen, und die Cafébesucher um mich herum wohl auch. Dann sagte der Kellner in Pelles Richtung so was wie „Schnapp sie dir!“, und dann realisierte ich erst, was los war. Eine Taube hatte es durch die automatischen Schiebetüren in die Passage geschafft und stolzierte provokant an unserem Tisch vorbei, ungefähr mit einem knappen Meter Abstand von Pelles Nase. Es blieb bei diesem einen tiefen „Wuff“. Das Ganze war mir einen Moment lang natürlich unendlich peinlich – letztendlich konnte ich meinen Hund aber irgendwie verstehen. Tauben gehören ja nun echt nicht in ein Café, und frech ist es auch, direkt vor seiner Nase herumzustolzieren. Ja, auch hier hätte Frauchen vorausschauender sein können. Allerdings war mir durch einen Pfeiler die Sicht etwas versperrt, und ich war ins Gespräch vertieft. Ich setze darauf, dass Pelle mit der Zeit noch in allen Belangen etwas gelassener wird. 


Mein Fazit aus dem November: Ein junger Hund beschert einem viele Mikroerlebnisse, die man immer bewältigen muss. Mit Pelle wird es nicht langweilig, und das ist schön!


Kerstin & Pelle